Elektroautos verlieren langsam den Exotenstatus auf Deutschlands Straßen und werden immer mehr zum Alltag. Auch das Interesse bei den Autofahrern für E-Mobilität ist deutlich gestiegen. Laut einer Infas-Umfrage für den Autozulieferer Continental konnten sich Ende 2020 bereits 41 Prozent der Führerscheininhaber hierzulande den Erwerb eines rein elektrisch angetriebenen Automobils vorstellen. Befeuert durch die massive staatliche Förderung von bis zu 9000 Euro für den Kauf eines batteriebetriebenen Wagens schnellten die Verkaufszahlen in die Höhe. 2020 entschieden sich 194163 Autofahrer beim Neuwagenkauf für einen Elektroantrieb, beinahe doppelt so viele wie im Jahr zuvor. Das entspricht immerhin 6,7 Prozent der Neuzulassungen in Deutschland.
Der folgende Beitrag Ihres Sachverständigen räumt mit Vorurteilen zur E-Mobilität wie der weit verbreiteten „Reichweitenangst“ oder zu langen Ladezeiten auf und erklärt, für wen sich ein rein elektrisches Auto schon heute lohnt.
Ihr Kfz-Sachverständiger informiert
Heute sind eine Vielzahl verschiedener Modelle auf dem Markt. Das Angebot reicht vom Kleinwagen über Grossraumlimousinen und SUVs bis hin zum Sportwagen. Käufer haben also die Qual der Wahl.
Wie bei einem Fahrzeug mit Ottomotor auch, sollten Sie zunächst überlegen, wie das Auto überwiegend eingesetzt werden soll: Müssen Sie häufig Kind und Kegel unterbringen oder sind Sie meist allein unterwegs, benötigen Sie ein Auto für den Stadtverkehr oder fahren Sie häufiger auch größere Strecken. Für den Stadtverkehr reichen Kleinwagen wie ein Smart EQ oder ein Honda E, für längere Strecken ist ein E-Auto mit großer Batterie wie der VW ID 3 oder ein Tesla-Modell geeigneter.
Unter Umständen ist aber auch ein Hybridmodell für Sie das richtige, dann haben Sie für alle Fälle noch einen Verbrenner an Bord, der im Zweifel die Reichweite vergrößert.
Noch sind E-Autos etwas teuer als Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor
Derzeit sind E-Auto noch ein gutes Stück teurer als solche mit Otto- oder Diesel-Motor. Allerdings ist die Preisdifferenz durch die Kaufprämie von bis zu 9000 Euro deutlich gesunken. Die 2020 eingeführte Prämie soll es noch bis mindestens 2025 geben.
Ein Preisbeispiel: Ein Opel Corsa mit Benziner kostet in Basisausstattung rund 14.400 Euro, einen vergleichbarer elektrisch angetriebener Corsa kostet rund 6500 Euro mehr. Dabei ist die E-Auto-Prämie bereits abgezogen. Für die Preisdifferenz ist vor allem die Batterie verantwortlich, die rund ein Drittel der Herstellungskosten eines E-Autos ausmacht.
Allerdings sinken die Akkupreise seit Jahren und die Reichweiten steigen. Experten rechnen damit, dass elektrisch angetriebene Autos schon in etwa drei Jahren zum gleichen Preis wie Verbrenner angeboten werden können – und das sogar ohne zusätzliche Förderung.
Welche Förderung für Elektroautos es gibt
Die Bundesregierung fördert die emissionsarme Mobilität und hat gleichzeitig durch die CO2-Abgabe das Autofahren mit Verbrennungsmotoren teurer gemacht. Dafür wurde 2020 die Innovationsprämie eingeführt. Käufer eines Elektro- oder Hybrid-Modell erhalten seither bis zu 9000 Euro Rabatt. Zwei Drittel der Förderung übernimmt der Bund, den Rest der jeweilige Anbieter. Den Antrag für die Förderung können Sie beim Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle stellen: https://www.bafa.de/DE/Energie/Energieeffizienz/Elektromobilitaet/Neuen_Antrag_stellen/neuen_antrag_stellen.html
Seit November 2020 kann sogar eine zweifache Förderung in Anspruch genommen werden (Bund und Länder). Das ist etwa bei der Umrüstung von Taxis, bei Mietwagen oder Carsharing-Fahrzeugen möglich. Wer sich zu Hause eine „Wallbox“ zum Laden installieren lässt, erhält dafür 900 Euro staatlichen Zuschuss. Den passenden Antrag bei der KFW finden Sie hier: Link Förderung Wallbox
Reichweite und Lebensdauer einer E-Auto-Batterie
Wer die Batterie seines E-Autos möglichst lange nutzen will, der sollte diese immer zwischen 20 und 80 Prozent aufgeladen haben. Die durchschnittliche Lebensdauer einer Batterie liegt bei acht bis zehn Jahre. In dieser Zeit verliert die Batterie aufgrund der normalen Alterung rund 30 Prozent ihres Speichervolumens. Letztendlich hängt der Alterungsprozess auch von der Art des Ladens (schnell/langsam), der Zahl der Ladezyklen und dem individuellen Fahrstil ab.
Im Winter ist die Reichweite deutlich geringer. Falls Sie ein gebrauchtes E-Auto kaufen wollen, sollten Sie die Batterie zuvor in einer Fachwerkstatt checken lassen. Der Test kostet zwischen 30 und 60 Euro.
Das Gute: Fast alle Hersteller geben auf die Batterie acht Jahre Garantie oder 160.000 Kilometer, oft sogar mit garantierter Speicherleistung von 70 Prozent. Gerne können Sie unsere Sachverständiger für weitere Fragen ansprechen.
Beachten sollten Sie, dass die Reichweitenangaben der Hersteller immer über der tatsächlichen Alltagsreichweite liegen. Ein Beispiel: Legen Sie im Schnitt täglich 100 Kilometer zurück, sollte die reale Batteriereichweite des Autos 150 Kilometer betragen. Dann sind Sie auf jeden Fall immer auf der sicheren Seite – selbst, wenn die Batterie in die Jahre kommt und an Reichweite verliert. Unsere Kfz-Sachverständigen sind elektronisch unterwiesene Personen und zertifiziert für die Erstellung von Gutachten an Elektro- und Hybridfahrzeugen.
Wo Elektroautos geladen werden können
Ob ein E-Auto für Sie infrage kommt, hängt auch von der Ladeinfrastruktur in Ihrer Umgebung ab. In den Ballungsräumen besteht schon heute ein dichtes Netz an öffentlichen Ladesäulen, im ländlichen Raum ist das Laden oft noch schwierig.
Daheim sollten Sie am besten eine Wallbox verwenden, mit der Sie das Auto in maximal drei Stunden wieder komplett aufladen können. Eine gewöhnliche Haushaltssteckdose geht zwar meist auch, damit dauert ein kompletter Ladezyklus aber rund 12 Stunden. In älteren Gebäuden sind die Anschlüsse dafür auch gar nicht geeignet. Ein Wallbox kostet zwischen 1000 und 2000 Euro. Wie erwähnt gibt es dafür 900 Euro staatlichen Zuschuss.
Wer Berufspendler ist, sollte zudem klären, ob es beim Arbeitgeber ausreichend Lademöglichkeiten gibt.
Steuervorteile und kostenloses Parken
Im Unterhalt sind E-Autos deutlich günstiger als Autos mit Verbrenner. So fahren Sie zehn Jahre nach dem Neuwagenkauf, ohne Kfz-Steuer zahlen zu müssen. Zudem muss das kostenlose Laden beim Arbeitgeber nicht als geldwerter Vorteil versteuert werden. Auch das Parken in vielen Ballungsräumen ist häufig kostenfrei mit dem E-Auto möglich. Allerdings ist die Zahl der Stellplätze begrenzt. Was die Versicherung eines Elektroautos kostet. Viele Versicherungsgesellschaften bieten Sonderkonditionen für Elektroautos an, bei der Versicherung lässt sich also auch Geld sparen. Allerdings ist eine Vollkasko zu empfehlen. Bitte in den Versicherungsbedingungen darauf achten, dass der Akku bei Schäden komplett abdeckt ist.
Fazit vom Sachverständiger
Elektroautos sind nicht so komplex wie Autos mit Verbrenner. Das macht sich auch bei den Inspektionskosten bemerkbar. Klassische Verschleißteile wie Zahnriemen oder Kupplung gibt es nicht, auch teure Ölwechsel sind nicht nötig. Zudem werden die Bremsen dank der „Rekuperation“ weniger beansprucht. Die Inspektion ist deshalb rund ein Drittel günstiger als bei einem Verbrenner.
Besonders ins Gewicht fallen die deutlich geringeren „Treibstoffkosten“. Denn Strom ist wesentlich preiswerter als Benzin oder Diesel. Wenn Sie mit Solarzellen auf dem Dach nachladen, fahren Sie sogar ganz umsonst. Wer diesen Luxus nicht hat, für den lohnt sich in jedem Fall ein Strompreisvergleich. Teilweise gibt es sogar spezielle E-Auto-Tarife bei den Stromanbietern.
Der ADAC hat kürzlich einen umfangreichen Kostenvergleich von E-Autos sowie Benzinern und Dieseln durchgeführt. Das Ergebnis: Ein elektrisch angetriebener Golf 7 kommt auf Kosten von 40,8 Cent pro Kilometer. Zum Vergleich: Ein Golf 8 mit Benzinmotor kostet 47,6 Cent pro Kilometer, die vergleichbare Variante mit Dieselmotor kommt auf 49,2 Cent. Hier kann das Elektroauto also noch einmal deutlich Punkten.