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Verkehrsassistenzsysteme

Neu zugelassene Fahrzeuge werden heute kaum noch ohne moderne Verkehrsassistenzsysteme auf die Straße gebracht. Von der Einparkhilfe über Abbiegewarner bis hin zu Kollisionsvermeidern gibt es zahlreiche technische Lösungen, die für mehr Sicherheit und weniger Unfälle sorgen sollen. Auch auf den Straßen von Hannover und ganz Niedersachsen machen siche Assistenzsysteme statistisch bewehrt.  Doch so nützlich Verkehrsassistenzsysteme auch sein mögen, im Schadensfall erhöhen sie nicht selten die Kosten und erschweren die Anfertigung von Gutachten. Es ist daher kaum verwunderlich, dass so mancher Sachverständiger diesem Thema besondere Aufmerksamkeit schenkt.

Mehr Sicherheit, aber auch höhere Kosten im Schadensfall

Im nachfolgenden Beitrag stellen wir Ihnen die fünf wichtigsten Verkehrsassistenzsysteme vor und zeigen, welche Nachteile sich für Fahrzeugeigentümer, Sachverständige und Versicherungen ergeben können.

1. Der Parkassistent

Der Parkassistent (auch „Einparkhilfe“ genannt) wird bereits seit vielen Jahren in Kraftfahrzeugen verbaut. Mittels akustischen Signals und gegebenenfalls einer Darstellung auf dem Display im Armaturenbrett wird die Entfernung zum erkannten Hindernis hinter beziehungsweise vor dem Fahrzeug angezeigt. Die hierfür benötigten Sensoren sind meist in den Stoßfängern eingebaut und sollten regelmäßig gereinigt werden, damit sie störungsfrei funktionieren. Bei einer Kollision infolge verschmutzter, defekter oder ausgeschalteter Sensoren kann der Stoßfänger an der betroffenen Fahrzeugseite beschädigt oder sogar vollständig zerstört werden. In diesem Fall erhöhen sich die Reparaturkosten im Vergleich zu einem Modell ohne Parkassistent deutlich, weil neue Sensoren bei der Schadensbeseitigung benötigt werden. Als Sachverständiger hat man hier nicht selten zu prüfen, warum keine Warnung erfolgt ist, die einen Anprall hätte vermeiden können. Vom Ausgang der Beurteilung dieses Umstands hängt es dann ab, in welcher Höhe die Versicherung den Schaden begleicht.

2. Das Kollisionsvermeidungssystem

Viele Pkw, Transporter und auch Lastkraftwagen verfügen inzwischen über elektronische Systeme, die eine Kollisionen mit anderen Autos sowie mit Fußgängern und Radfahrern vermeiden sollen. Insbesondere bei Lkw in Städten mit starkem Radverkehr können solche Assistenten tatsächlich Leben retten. Die Warnmeldungen werden bei Kollisionsvermeidungssystemen ebenfalls mit akustischen und optischen Signalen an den Fahrer übermittelt. Häufig ist zudem eine Technik vorhanden, die das Lenkrad vibrieren lässt, sobald sich eine gefährliche Situation abzeichnet. Manche Kollisionsvermeidungssysteme leiten auch eine automatische Bremsung ein, sollte auf die Warnungen nicht reagiert werden. Nach einem Schadensereignis hat ein Sachverständiger hier zu prüfen, ob das System korrekt eingestellt war und wenn ja, warum es trotzdem zu einem Unfall gekommen ist.

3. Das Toter-Winkel-Informationssystem

Der sogenannte „Tote Winkel“, also der Bereich, der weder durch eine Kopfdrehung des Fahrers noch durch einen Blick in den Rückspiegel wahrgenommen werden kann, stellt seit eh und je ein hohes Risiko für Unfälle dar. Es lag daher auf der Hand, dass sich die Automobilhersteller eine Lösung einfallen ließen, dieses Areal automatisch zu überwachen. In vielen modernen Kfz wird heute mithilfe von Kameras und Sensoren während der Fahrt permanent geprüft, ob sich andere Fahrzeuge oder auch Fußgänger im Bereich des „Toten Winkels“ befinden oder sich diesem schnell nähern. Das System warnt den Fahrer dann über ein Lichtsignal im linken beziehungsweise rechten Rückspiegel, sodass ein Spurwechsel oder das Abbiegen unterlassen werden können. Kosten im Schadensfall verursachen Toter-Winkel-Informationssysteme vor allem beim Austausch eines Spiegels, da hier meist Komplettmodule benötigt werden, in denen die teuren Sensoren integriert sind. Ein erfahrener Sachverständiger wird dies in seinem Gutachten berücksichtigen und natürlich auch hier gegebenenfalls prüfen, ob der Unfall durch einen Fehler im betreffenden Verkehrsassistenzsystem verursacht wurde.

4. Die Spurhaltehilfe

Mit einem Spurhalteassistent sollen die Sicherheit und der Fahrkomfort auf Autobahnen und Schnellstraßen erhöht werden. Verlässt ein Fahrzeugführer ohne den Blinker zu setzen seine Fahrspur, lenkt das System das Fahrzeug zunächst sanft zurück. Gegebenenfalls erfolgt eine deutlich wahrnehmbare Vibration im Lenkrad, ähnlich wie beim Kollisionsvermeidungssystem. Wirksam wird die Spurhaltehilfe meist erst bei Geschwindigkeiten von mindestens 60 km/h, da es im innerstädtischen Verkehr sonst zu oft einen Fehlalarm auslösen würde. Technisch funktioniert die Spurhalthilfe durch den Rückgriff auf Infrarotsensoren, die am Unterboden des Kfz angebracht sind und die vorhandenen Fahrbahnmarkierungen überwachen. Möglich ist zudem eine kamerabasierte Erkennung der Fahrbahnmarkierung. Hinsichtlich möglicher Mehrkosten nach einem Unfall spielt die Spurhaltehilfe meist nur eine untergeordnete Rolle.

5. Mobile Datensysteme zur Erhöhung der Verkehrssicherheit

In den letzten Jahren haben mobile Datensysteme zur Erhöhung der Verkehrssicherheit zunehmend an Bedeutung gewonnen. Hierbei handelt es sich um cloudbasierte Kommunikationstechnologien, die dem Fahrer Informationen über den Zustand der von ihm gewählten Straße geben und ihn über den besten und sichersten Weg zu seinem Fahrtziel informieren. Die dafür nötigen Daten werden sowohl aus örtlichem Verkehrsüberwachungs- und -leitsystemen, als auch durch eine Vernetzung mit anderen Fahrzeugen gewonnen. Bewegt sich ein Autofahrer also etwa auf einem rutschigen Straßenabschnitt, erhält er eine entsprechende Meldung auf das Fahrerdisplay oder über eine Head-Up-Anzeige an der Frontscheibe. Kostenerhöhend wirken sich diese Systeme nur sekundär aus, da die im Fahrzeug benötigte Technik meist überschaubar ist. Oft wird für die Datenübertragung das Smartphone des Fahrers verwendet, weswegen teure Einbauteile entfallen. Allenfalls bestimmte Module zur Anzeige im Armaturenbrett oder auch das Head-Up-Display in der Frontscheibe könnten bei einem Schadenereignis preislich zu Buche schlagen. Für eine Unfallrekonstruktion und damit einhergehende Versicherungsfragen spielen mobile Datensysteme zur Erhöhung der Verkehrssicherheit praktisch keine Rolle.

Kfz – Sachverständiger informiert über Verkehrsassistenzsysteme im Schadenfall

Ohne Frage stellen Verkehrsassistenzsysteme einen enormen technischen Fortschritt dar und können helfen, Unfälle im Straßenverkehr zu verhindern. Dadurch wird die Sicherheit sowohl der Fahrzeuginsassen als auch anderer Verkehrsteilnehmer erhöht und ein wichtiger Mehrwert für alle Beteiligten geschaffen.

Zugleich tauchen nach einem Schadensereignis aber auch neue Herausforderungen auf, von denen nicht nur der einzelne Fahrzeugbesitzer, sondern auch so mancher Sachverständiger ein Lied singen kann. Wie die vorstehende Beschreibung der einzelnen Verkehrsassistenzsysteme bereits gezeigt hat, kann im Schadensfall die Summe der aufzuwendenden Reparaturkosten nämlich deutlich höher sein, als bei Fahrzeugen ohne entsprechende technische Helfer. Ursache dafür ist der häufig erforderliche Austausch der teuren Sensoren sowie die damit verbundene zwingenden Neukalibrierung. Weil in vielen Fällen ausschließlich Originalteile des jeweiligen Fahrzeugherstellers benötigt werden und keine Ersatzteile vom „freien Markt“ infrage kommen, steigen die Kosten weiter.

Auch die Frage nach einem möglichen Defekt an den Assistenzsystemen, der für den erfolgten Unfall mit verantwortlich oder gar ursächlich war, muss je nach Sachlage beantwortet werden. Für Gutachter bedeutet das einen erheblichen Zeitaufwand und ein Vorhandensein entsprechender Kenntnisse derartiger Technologien.

Worauf ein Sachverständiger bei Verkehrsassistenzsystemen zu achten hat

Ob Einparkhilfe, Kollisionsvermeidungssystem, Toter-Winkel-Informationssystem, Spurhaltehilfe oder mobiles Datensystem zur Erhöhung der Verkehrssicherheit – alle Verkehrsassistenzsysteme haben eine Auswirkung auf die Arbeit von Gutachtern und Kfz-Sachverständigen. Neben der reinen Berechnung des Fahrzeugwertes sind die Funktionsfähigkeit vor dem Unfall sowie die Kosten für einen Austausch nebst Kalibrierung Themen, mit denen sich ein Sachverständiger hier zu beschäftigen hat.

Überdies gilt es zu bedenken, dass im Falle von Gutachten wegen möglicher mangelhafter Reparatur ein paar Besonderheiten zu beachten sind. So müssen beispielsweise Kfz-Werkstätten nach dem Austausch einer Frontscheibe bei Fahrzeugen mit entsprechenden Verkehrsassistenzsysteme alle kamerabasierten Assistenzmodule neu einstellen und die Funktionsfähigkeit exakt nach Herstellervorgaben überprüfen. Wird dieser Arbeitsschritt unterlassen, gilt die erbrachte Leistung grundsätzlich als mangelhaft und kann entsprechende Haftungsansprüche nach sich ziehen. Verkehrsassistenzsysteme sind für Kfz-Sachverständige somit eine anspruchsvolle Herausforderung.